DADAT DIREKT 02/2017
14 DIREKT 02/2017 hot topic Die Berechnung Sobald man diese Werte notiert hat, nimmt man die Formel, die den Erfolg beziehungsweise den durchschnittlichen Ge- winn oder Verlust pro Trade berechnet: Profitfaktor = (PW / PL) x (AW / AL) Die einzelnen Buchstaben stehen für: PW = Wahrscheinlichkeit eines Gewinns PL = Wahrscheinlichkeit eines Verlusts AW = Durchschnittliche Gewinnhöhe AL = Durchschnittliche Verlusthöhe Liegt der Profitfaktor über 1, ist die Handelsstrategie erfolg- reich. Bei Werten unter 1 produziert sie Verluste. Auf welche der vier Elemente der Formel kann man nun selbst Einfluss nehmen? Die Antwort: lediglich auf die durch- schnittliche Verlusthöhe. Die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn muss bei einem profitablen Händler nicht notwendigerweise größer sein als die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust. Nur die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn PW multipliziert mit dem durchschnittlichen Gewinn AW, muss größer sein als die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust PL multipliziert mit dem durchschnittlichen Verlust AL. Man kann also mit einer Stra- tegie profitabel handeln, die mehr Verlust- als Gewinn-Trades hat. Dazu müssen Gewinne nur größer sein als Verluste. Anwendungsbeispiel Nehmen wir zum Beispiel zehn Trades einer Handelsstrate- gie (Tabelle 1). Die Trefferquote beträgt 50 Prozent und das Verhältnis von durchschnittlichem Gewinn zu durchschnittli- chem Verlust liegt genau bei 1. Das Ergebnis: Profitfaktor = (50 / 50) x (20 / 20) = 1 x 1 = 1 Die Strategie lässt dauerhaft weder Gewinn noch Verlust erwarten. Werden die Verluste nicht begrenzt, wird man lang- fristig kein Geld verdienen. Variante 1: Verlustbegrenzung Exemplarisch soll nun gezeigt werden, wie sich der Profitfak- tor verbessern lässt. Variante 1 ist eine Verlustbegrenzung (Tabelle 2). Der zweite Teil der Formel hilft uns dabei: Bei Erreichen eines Verlustes in Höhe von beispielsweise zehn Einheiten werden die Trades via Stop-Loss glattgestellt. Dadurch wird ein Trade, der in Tabelle 1 ein Gewinn war, zu einem Verlust, da der Stop erreicht wurde, bevor der Trade in den Gewinn lief. Die Trefferquote sinkt also auf 40 Prozent. Der entscheidende Punkt ist aber die Höhe des durch- schnittlichen Verlustes, die nun nur noch zehn statt wie zuvor 20 Einheiten beträgt. Dadurch verändern sich die Werte in der Formel: Profitfaktor = (40 / 60) x (21,25 / 10) = 0,67 x 2,13 = 1,42 Trotz niedrigerer Trefferquote ergibt sich ein besserer Profitfaktor. Der Grund: Die schlechtere Trefferquote wurde durch den kleineren Durch- schnittsverlust überkompensiert. Aber Vorsicht: Setzt man den Stop-Loss in einem volatilen Markt zu eng, wird man unnötig oft ausgestoppt und verringert somit die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn beziehungsweise erhöht die Wahrscheinlichkeit für einen Verlust Average True Range Die True Range und ihre geglättete Variante, die ATR, wurden im Jahr 1978 von Welles Wilder entwickelt. Wilder suchte nach einer Möglichkeit, die Schwan- kungsbreite der Rohstoff- und Terminmärkte in einem Indikator abzubilden. Alle bis dato geläufigen Methoden, wie etwa einfache arithmetische Durchschnitte der Tageshandelsspanne, brachten nur ungenügende Ergebnisse und vernach- lässigten Kurslücken zwischen Schlusskurs und nachfolgendem Eröffnungskurs. Außerdem sind die Bewegungen einiger Rohstoff-Terminkontrakte durch Limits begrenzt, was dazu führen kann, dass keine Höchst- und Tiefstkurse festgestellt werden können. Die True Range entspricht dem höchsten der drei Werte: (1) Hoch (heute) - Tief (heute) (2) Hoch (heute) - Schlusskurs (gestern) (3) Schlusskurs (gestern) - Tief (heute) Die ATR berechnet sich in der Standardeinstellung als Gleitender Durchschnitt der True Range über 14 Perioden.
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